Lightroom LogoDen kleinen oder großen Wermutstropfen gleich vorneweg: Lightroom auf dem iPad ist zwar kostenlos, ohne ein gültiges Abo von Adobe (Photoshop & Lightroom oder die komplette Cloud) lässt sich das nicht nutzen. Wer also beim Lesen von „Abo“ Stresspickel bekommt, kann hier aufhören zu lesen.
Obwohl: diese Programm kann mal ein Grund werden, so ein Abo abzuschließen. In der Version 1 vielleicht nicht, dafür fehlt noch zu viel, aber wer weiß es denn…?
Der Gedanke allerdings ist interessant und geht in die richtige Richtung. Die Möglichkeit, an einem weiteren Platz die Bilder zu sichten und zu bearbeiten ist gut.
Das Ganze funktioniert mit Hilfe der in der 5er Version eingeführten Smart Previews. Zur Erinnerung: Das sind kleine DNG-Dateien, jede ca. 1MB groß, egal, wie groß die Ausgangsdateien sind. Diese DNG haben eine Kantenlänge von 2560 Pixel, und man kann alles mit Ihnen machen, was man auch mit den Originaldateien machen kann. Erst bei Sachen, die ein größeres Bild erfordern, fordert Lightroom dann die Originaldatei. Das ist zum Beispiel beim Drucken der Fall.
Und diese Smart Previews nutzt Lightroom für den Abgleich mit Lightroom Mobile.

Einrichtung ist einfach: Lightroom in der Version 5.4 herunterladen, mit der Adobe ID anmelden. Dann wählt man eine Kollektion aus, die synchronisiert werden soll. Es gehen keine Ordner und auch merkwürdigerweise keine Smart Kollektionen.
Lightroom beginnt dann, die Smart Previews der Bilder auf einen Server bei Adobe hochzuladen. Die Bilder liegen dann auf lightroom.adobe.com und können nach Anmeldung dort mit der Adobe ID genauso angesehen wie in Lightroom Mobile – allerdings nicht markiert oder bearbeitet werden.
Der Upload geht bei guter Datenverbindung recht flott, mit einem VDSL50 Zugang hat man 10 MBit Upload, und damit dauern 100 Bilder ca. 10 Minuten. Das erledigt Lightroom im Hintergrund, und lediglich ein kleines Symbol vor der Sammlung (Bild) zeigt an, dass diese Sammlung synchronisiert wird.
Der sinnvolle Weg hier dürfte sein, nicht alle 1000 Urlaubsfotos ungefiltert zu laden, könnte dann doch etwas dauern. Besser: Entmüllen (unscharf, doppelt, etc.), dann alle Vorzeigbaren mit Flagge oder Stern markieren. Diese Bilder dann in eine neue Kollektion verschieben, und diese Kollektion dann synchronisieren.
Lightroom Mobile auf dem iPad lädt sich jetzt ohne weiteres Zutun die Bilder aus dem Netz. Das passiert gefühlt ohne Verzögerung, d.h. die Sammlungen und Bildübersichten sind in wenigen Sekunden da. Im Hintergrund werden jetzt Stück für Stück die großen Dateien geladen, passiert aber auch, wenn Sie ein Bild zur Bearbeitung aufrufen.
Sie haben jetzt also Ihre Kollektion auf dem iPad und können die bewerten und bearbeiten. Naja, ungefähr.
Für einen professionellen Workflow fehlt grad bei der Auswahl der Bewertung noch Entscheidendes: Es gehen nur Flaggen, also „Gut/Unentschieden/Schlecht“, keine Sternbewertungen, keine Farbmarkierungen und, für mich am Wichtigsten: keine Schlagworte. Hoffen wir, dass das noch nachkommt, weil genau da sehe ich den Einsatzzweck: Die lästigen gut am iPad machbaren Dinge wie Bewerten und Verschlagworten entspannt unterwegs im Zug oder unter dem Sonnenschirm auf dem Balkon zu machen.
Zumal das Thema Bearbeitung, so nett es ist, einen kleinen Beigeschmack hat: Am Rechner hat man einen farbechten Bildschirm. Wie will man da feine Einstellungen am iPad machen, bei dem doch deutlich ungenaueren Bildschirm.
Aus diesem Grunde reicht mir der Satz an Bearbeitungsmöglichkeiten auf dem iPad lange aus, es geht da wirklich nur um generelle Anpassungen, also die Bilder in eine bestimmte Richtung steuern. Das passt dann wieder, weil auch diese Änderungen in Lightroom auf dem Rechner zurückgeschrieben werden. Da jede Anpassung verlustfrei ist, kann sie dann nachher am Rechner wieder zurückgesetzt werden.
Lightroom ProtokollLeider werden nicht alle Bearbeitungsschritte auf dem iPad in das Protokoll auf dem Rechner geschrieben, es wird lediglich ein „Von Lr mobile“ im Protokoll angezeigt . Den Schritt kann man dann komplett rausnehmen, wenn man sich auf dem iPad vergaloppiert hat. Oder man korrigiert sich zum richtigen Ergebnis.
Was auch noch fehlt: LR mobile bietet die vorhandenen Standard – Presets für die Entwicklungen an, allerdings NICHT die selbst angelegten. Was schade ist, weil man darüber schon viele Bearbeitungen automatisieren kann.
Schön gelöst ist die Vorher/Nachher-Ansicht auf dem iPad: Mit drei Fingern tippen wechselt die Ansicht.  Und auch auf dem iPad gibt es den Knopf „Vorheriges“, der genau das macht was der gleichnamige Knopf auf dem Rechner: Es wendet die Entwicklungseinstellungen des vorherigen Bildes auf das aktuelle an.
Bilder kann man auf dem iPad für andere freigeben, das ist das übliche Auswahlmenü für iOS, also per Mail, per Facebook, etc.
Lightroom WebsiteInteressanter Zusatznutzen ist die Webseite, lightroom.adobe.com. Nach Anmeldung hat man hier Zugriff auf alle synchronisierten Kollektionen. Die sind nur für den Urheber sichtbar, man kann aber auch komplette Kollektion freigeben. Tut man das, bekommt man einen solchen Link angeboten: https://lightroom.adobe.com/shares/9a2ebb4f63834580acc3f09eb1401e9e. Nicht exakt ratbar, von daher eher wie ein privater Link zu betrachten. Den kann man dann an seine Freunde und Bekannte weitergeben, die sich die Kollektion ansehen können. Merkwürdigerweise kann man auswählen, ob man die Bewertungsflaggen angezeigt bekommt oder nicht, man kann sie aber im Browser noch nicht ändern. DAS wäre ein weiteres sinnvolles Feature, dann könnte man sich mit dem Kunden abstimmen. Kommt hoffentlich noch, ist ja alles noch eine Version 1.
Was Betrachter im Web auch nicht können: Die Bilder herunterladen.Das ist eigentlich ganz gut , da die Bilder auch kein Wasserzeichen enthalten – Lightroom Mobile ist ja auch kein Veröffentlichungsdienst.
Fazit: Ein sehr vielversprechender Ansatz. Diese Sammlung von Werkzeugen hat das Potential, den Workflow deutlich zu ändern. Ich denke da mal an flickr, Smugmug, 500px – Lightroom – Nutzer haben jetzt einen kostenlosen, automatisch synchronisierten Veröffentlichungsdienst. Wem der ausreicht, kann sich die Kosten eines anderen Dienstes abziehen, und schon wird das Abo immer verlockender!