Goodbye, Jon(n)y!

Große Wellen der Erschütterung durchlaufen grad das Apple-Universum. Jony Ive, der Chefdesigner von Apple, verantwortlich für ikonisches Design des ersten iMacs, des ersten iPhones und letzten Endes auch des Apple – Hauptquartieres nimmt seinen Hut. Na, nicht ganz. Er verläßt Apple, gründet eine eigene Designfirma („LoveFrom“) und behält Apple als Kunden. Das kommt nicht ganz überraschend, seit mindestens einem Jahr ist er schon aus dem normalen Tagesgeschäft heraus. Sein Aufgabenbereich hier ist schon Stück für Stück auf andere Designer übergegangen, in der letzten Zeit hat sich Ive dem Vernehmen nach nur noch mit der Gestaltung des neuen Apple Hauptquartieres beschäftigt. Und verstehen kann man ihn ja schon, immer wieder die gleichen Dinge entwerfen, das ist so herausfordernd auch nicht. iPhones sind immer eine oder zwei Glasscheiben, ein Rahmen darum und immer weniger Anschlüsse. Interessant und wirklich einmalig war der Zugriff auf das Gesamtbild, also Hardware, Software und Nutzererfahrung. Da kann ich den guten Herrn Ive verstehen, andere Sachen, die Apple nicht im Programm hat, sind da deutlich reizvoller. Dem Vernehmen nach Architektur, teure mechanische Uhren, so was. Die Reaktionen im Netz? Die üblichen Verdächtigen haben die “Apple ist dem Untergang geweiht“ – Schreibmaschine angeworfen, etwas früh, wie ich finde.

Das Jony Ive geht sehe ich nicht so sehr als Problem, ein richtiges Problem sehe ich darin, dass Apple niemanden an der Stelle neu installiert. Das restliche Designteam ist nicht mehr dem „Chef Design Offizier“ verantwortlich, die haben als Vorgesetzte jetzt z.B. Herrn Cook, der aus dem Bereich Operations kommt. Wie sich das auswirkt werden wir allerdings auch erst in den nächsten Jahren sehen, die Produkte in der Pipeline der nächsten Jahre werden noch immer Jony Ives Handschrift tragen.

Und, man verzeihe mir den ketzerischen Nachsatz: Manchmal ist zuviel Design auch nicht gut. Sieht man aktuell an den MacBooks, MacBook Air und MacBook Pro: Der „Butterfly“ – Tastaturen sind eine Fehlkonstruktion. Im verzweifelten Versuch, die Geräte dünner und dünner zu machen wurde hier Funktionalität bzw. Haltbarkeit dem Designziel geopfert. Erstmals in Apples Geschichte ist ein neu herausgekommenes Gerät (das letzte MacBook Pro) bereits in einem Reparatur-Austausch-Programm enthalten. Übersetzt: Apple liefert neue Geräte aus, von denen es weiß, dass die Tastatur eine Fehlkonstruktion ist…

WWDC 2019 – „Write code, Blow minds“

Einmal in Jahr, im Juni, stellt Apple vor, worüber sie sich im letzten Jahr Gedanken gemacht haben und wo sie denken, dass der Apple-Weg hinführt. Der gewählte Titel könnte nicht passender sein: „Write code, Blow minds“.

Guckt man sich die Keynote noch einmal live an (www.apple.com/apple-events/june-2019/) und liest etwas im fachkundigen Internet herum, dann stellt man als Überbau fest: Apple ist grad ganz bei sich, wie man so sagt. Alle Betriebssysteme machen einen gemeinsamen Schritt nach vorn, Apple hat die Profis – wie versprochen – wieder auf dem Zettel und die Verknüpfungen zwischen den einzelnen Ankündigungen machen immer mehr Sinn. Ob es der neue MacPro, die Trennung von iOS in ein „normales“ iPhone-OS und das neu angekündigte iPadOS oder die neueste Version der Swift-Programmiersprache mit gemeinsamer Codebasis für fünf Betriebssysteme oder Catalyst ist – so viel Bewegung war schon lange nicht mehr. Und was für eine Bewegung. Es war dieses Jahr so viel Neues, dass wir in verschiedenen Beiträgen die verschiedenen Themen beleuchten werden. 

 

Starten wir mit dem Mac Pro

Als alte Hardware- Freaks starten wir natürlich mit dem neuen MacPro. Auch hier: „Write code, Blow minds“: Allein schon die Einordnung der Maschine in bestehende Kategorien fällt schwer.  Apple hat sich in den letzten Jahren deutlich schwer getan mit der „Pro“ – Bezeichnung an den Geräten. Irgendwann in 2017 gab es dann ein Umdenken, das war, als Apple offiziell gefragt hat, was denn die Profis interessieren könnte. Da gab es einen runden Tisch bei Apple, und Apple hat zugehört. Das erste Ergebnis war der iMac Pro – ein sehr leistungsstarkes und dabei sehr leises Gerät für Profis in der Bild- und Videobearbeitung. Das setzte sich fort mit dem Mac mini, den so niemand auf dem Zettel gehabt hatte, und der auch eindeutig ein kleines Profi-Gerät ist. Die Strategie von Apple ist immer gewesen: Erst mal maximal bauen, und dann kleinere Versionen nachliefern. Ich bin davon überzeugt, dass  die Zukunft des Mac mini noch einige schicke Modelle für uns bereithält. Und nun also der Mac Pro. Der alte Mac Pro ist schick, schnell, leise. Aber, und das hat Apple selbst zugegeben: Er hat durch sein Design keinen Raum für Erweiterungen, nicht nur wegen des nicht vorhandenen Platzes darin, auch wegen der nicht ausbaubaren Kühlung.  Der Neue kann Kühlung. Pro Minute können die eingebauten Lüfter ein Wohnzimmer einmal durchlüften. Das ist auch nötig, denn das Netzteil des Rechners kann 1,4kW abgeben: Das passt  so grad noch an eine haushaltsübliche Sicherung. Der Prozessor allein verbrät 300 Watt. Genaue Leistungsdaten liegen noch nicht vor, bei der Vorführung waren es zwei Eckdaten, die den Mund von Audio- und Videoprofis wässrig werden ließen: Bist zu 1000 Spuren/Instrumente gleichzeitig in Logic, und bei der Videobearbeitung in der Lage, drei 8k RAW Viedeostreams in Echtzeit zu spielen und zu bearbeiten. Ganz einfach gesprochen: Das kann keine andere Maschine, die man aktuell kaufen kann. Standardkonfiguration startet bei $6000, und wenn man die einbaubaren Teile mal mit den aktuellen Listenpreisen aufaddiert, dann liegt man irgendwo bei $50.000 für die „Monster-Maschine“. Nichts für die Normalanwender, notwendiges Werkzeug für die Profis.

Zum Rechner gab es auch das versprochene Profi-Display. Ohne mit technischen Details zu langweilen: Aktuelle Referenz-HDR-Monitore liegen im Preis bei $40.000, das neue Pro Display XDR schlägt sie alle und kostet $5000. Der neue Mac Pro kann davon 6 Stück gleichzeitig betreiben..

Bei der Ankündigung des Monitorfusses hat sich Apple dann unverständlicherweise eine Flanke geöffnet für die Neid-/Mißgunst-Fraktion: $1000 soll der kosten. Da hätte ich erwartet, dass Apple meinetwegen das Display auf $5600 stellt und den Fuß für $399 anbietet. Allein wegen dieses Fusses ist mehr elektronische Tinte vergossen worden als für den ganzen Rechner.

So oder so: Spannende Entwicklung. Was jetzt noch fehlt, ist der Pro-Gedanke auch in den MacBook Pro. Da erwarte ich in der nächsten Zeit auch eine Ankündigung. Gerüchte sprechen ja schon von einem 16“ – Gerät….

Fahrraddiebstahl online

Das Fahrrad der Gattin wurde gestohlen. Dieses Erlebnis hatten wir vor fast 10 Jahren das letzte Mal, und in Erinnerung geblieben ist ein heftiger Papierkrieg mit viel Lauferei und Postverkehr. Das hat sich geändert: Die Versicherung reagiert auf Mail, schickt die Schadensanzeige sofort als ausfüllbares PDF mit. Die Anzeige bei der Polizei kann online aufgegeben werden, die dazu nötigen Informationen finden sich im gescannten und archivierten Kaufbeleg in wenigen Minuten an. Die zwingend einige Wochen später erforderliche Nachfrage im Fundamt kann auch online gemacht werden.

Lediglich für den Kauf und die Anpassung des neuen Rades gehen wir wie gewohnt zum netten Radhändler bei uns im Viertel…

Apple Pay ist da und es geht ganz einfach…

Am 13. Dezember wird das lange angekündigte Apple Pay in Deutschland freigeschaltet. Lesen der Nachricht und Aufrufen der N26 App geschieht in einer einzigen fließenden Bewegeung. Nach dem Einloggen per FaceID fragt die App nach, ob sie meine N26 Mastercard an Apple Pay auf dem iPhone weiterreichen darf. Darf sie, und nach ca. 10 Sekunden Arbeit ist die Karte sowohl auf dem iPhone als auch auf der Uhr freigeschaltet. Bei den dann anstehenden Weihnachtseinkäufen ist in einem Laden an der Kasse wenig los. Auf Nachfrage bejaht der Verkäufer, dass das Terminal kontaktlose Zahlungen anehmen kann. Ich tippe zwei Mal die Seitentaste der Apple Watch, die Karte wird auf dem Display dargestellt, darunter der Satz: „Zum Bezahlen ans Lesegerät halten“, oben am Rand des Bildschirmes steht „Bereit…“. Die Uhr auf das Display des Terminals legen, es vibriert quasi sofort, ich nehme die Uhr wieder weg und eine Sekunde später kommt die Nachricht auf die Uhr, dass der Betrag von XX,XX€ erfolgreich abgebucht wurde. Das Ganze ging schneller, als man sonst die Geldbörse aus der Tasche gezogen hat. Die Dame in der Schlange hinter mit beobachtet das und ist völlig begeistert. So etwas will sie auch sofort haben. Der Verkäufer freut sich und vermeldet eine Premiere mit einer neuen Zahlungsart. In den nächsten Tagen zahle ich hemmungslos mit Apple Pay, sowohl mit Uhr als auch mit iPhone. Fast überall bin ich die Premiere, und ausnahmslos überall geht es schneller als Bargeld oder Karte.  Von ca. 40 Zahlungen klappt es bei einem einzigen Terminal nicht, wobei unklar ist, ob es an Apple Pay oder der bekannten Zickigkeit dieses Terminals liegt. Weitere Erleichterung: Es funktioniert auch an Terminals, die mir sonst die Zahlung mit der N26 Maestrocard verweigert haben. Ab sofort wandern die Plastikkarten aus der Geldbörse in die Schublade.

Allen Lesern frohe Weihnachten!

Überraschende Vernetzung auf Nordseeinseln

Auf eine der Nordseeinseln fährt man ja gern, um der allgegenwärtigen Beschleunigung zu entgehen. Gleichzeitig will man aber auf die Segnungen des modernen Lebens nicht verzichten, der MiFi-Router kommt ins Gepäck. Am Bahnhof Bensersiel nach Langeoog ein erster Hauch von Moderne. Die Fahrkarte wird gekauft, es gibt kein Papierstück, statt dessen wandern zwei Chipkarten, die „Langeoog-Card“ über den Tisch. Darauf ist die Fahrt mit der Fähre gespeichert.

Der Einstieg aufs Schiff erfolgt dann über Automaten, in die man die Chipkarte schiebt und der den Zugang freigibt.

Auf dem Schiff gibt es neben Grog und Heißwürstchen auch eine Ansage des Kapitäns, dass er eine gute Überfahrt wünsche und man bitte daran denken möge, die zu entrichtende Kurtaxe ebenfalls auf der Chipkarte zu speichern.
Im Hotel angekommen stellt sich die Mitnahme des eigenen Routers als überflüssig heraus: Das Hotel hat hervorragendes WLAN.

Bei einem nächtlichen Spaziergang bei kräftigen Wind und Regen fallen uns zwei einsame, beleuchtete Automaten am Rathaus auf: Kurtaxenzahlautomaten. Kurz entschlossen lesen wir die erste unserer beiden Karten ein, der Automat erkennt unser Anreisedatum und fragt nach, wann wir abzureisen gedenken. Datum auswählen, und danach wird es richtig gut: Die Software erkennt, dass die beiden Fahrkarten zusammen gekauft wurden und bietet an, die Kurtaxe doch gleich für beide Karten zu entrichten. Gefragt – getan, die „Amöben-Karte“ (die N26 Maestro-Card) eingeschoben, der geforderte Betrag wird abgebucht, die Bestätigung kommt auch in wildem Nordsee-Wetter sofort auf die Apple Watch. Die zweite Karte ist an diesem Vorgang gänzlich unbeteiligt – sie liegt im Hotelzimmer – und die Ehefrau ist skeptisch: „Unbedingt die Quittung aufbewahren“, in Erwartung von Problemen bei der Ausreise. Die Quittung klärt uns darüber auf, dass uns der „Automat links“ bedient hat.

Das Aufbewahren der Quittung ist aber gänzlich unnötig, das Passieren der Drehkreuze zum Schiff bei der Rückfahrt verläuft reibungslos. Der Mensch neigt dazu, sich Dinge verständlich zu machen, und etwas „auf einer Karte zu speichern“ ist einfacher zu realisieren als der aktuelle Vorgang: Einem zentralen Elektronenhirn eine eindeutige Nummer zu sagen und die Aufforderung damit zu verbinden, er möge sich doch bitte zu dieser Nummer die Zahlung der Kurtaxe vermerken und auf Anfrage bestätigen.

Zugbindung in der Zukunft aufheben

Eine Bahnreise mit vier Mal Umsteigen – eine Heraus­forderung, der sich nur noch wenige Tapfere stellen. Ich muss beruflich vom Norden der Republik in den äussersten Süden. Das tue ich mit der Bahn. Ich buche die Fahrt online, achte aber nicht so richtig auf Kleinigkeiten – zum Beispiel auf die Um­steigezeiten, die in Köln als erste Station nur neun Minuten beträgt. Klappt eigentlich nur noch selten.

Über die Web-Bahnhofstafeln verfolge ich einige Tage vor Reiseantritt den Zeitplan meines ersten Zuges, 8:44 ab Bremen. Der hat eigentlich immer mindestens zehn Minuten / Verspätung, passt also schon zu Anfang nicht. Der Zug genau eine Stunde vorher ist immer pünktlich, den würde ich gern nehmen, dann habe ich für die drei weiteren Anschlüsse eine zumindestens theoretische Chancen. Mein Ticket ist aber ein Supersparpreis mit Zugbindung, und zum Aufheben der Zugbindung muss der Zug mindestens zehn Minuten Verspätung haben. Allein der Verdacht oder die Vermutung, er würde sie dann später haben, zählt nicht.

Die Zugbindung kann im Reisezentrum oder auch direkt während der Fahrt aufgehoben werden. Diese Beweisführung gedenke ich mit modernster Technik inklusive Zeitreise zu führen. Ich besteige also den zu frühen, aber pünktlichen Zug in Bremen, der um 7:44 in Bremen abfährt. Zur gleichen Zeit soll mein regulärer Zug in Hamburg nach Bremen starten. Nach einigen Minuten Fahrt ist Fahrkartenkontrolle. Ich bin vorbereitet und habe auf dem iPad die Bahnhofstafel in Hamburg aufgerufen, und auf der steht mein regulär gebuchter Zug mit 30 Minuten Verspätung. Das zeige ich dem Zugbegleiter, der erst nachdenklich guckt und dann Mühe hat, eine Zugbindung in der Zukunft aufzuheben. Ob es für diesen Vorgang eine korrekte Zeitangabe gibt, weiß ich auch nicht. Futur drei mit Plusquamperfekt? Der weitere Verlauf der Reise ist unspektakulär, lediglich kurz vor dem Ziel bin ich eher über eine Streckensperrung informiert als der Zugbegleiter.