Gondoliere

Gondoliere auf dem Canale Grande

Der Mann in der Menge fällt richtig auf: Tausende Menschen fotografieren auf dem Marcusplatz in Venedig, tausende Telefone werden in die Höhe gehalten – er aber blickt tatsächlich noch durch den Sucher einer Kamera. Eine aussterbende Gattung? Ein kontoverses Thema!

Wer ernsthaft fotografiert, stellt gewisse Minimalanforderungen an die Ausrüstung. Da ist zum einen die Möglichkeit der Kamera, RAW-Dateien zu schreiben. Damit ist man für maximale Qualität und weitreichende Nachbearbeitung gerüstet. Da ist zum anderen ein Sucher. Ein Sucher dient dazu, ein Bild zu gestalten. Das geht nur schlecht oder garnicht, wenn rund um das Bild noch wuselige optische Ablenkung sichtbar ist. Man halte sich mal in einer bestimmten Szene einen Bildschirm auf Armeslänge vor die Augen und versuche, einen schönen Ausschnitt für die Szene zu finden. Und das Ganze dann noch einmal durch den Sucher einer DSLR Kamera. Dazwischen liegen Welten.

Die Spiegelreflexkameras bieten das schon immer, und im Bereich der kleineren Systemkameras setzt sich dieser Gedanke langsam wieder durch. Nun kann man systembedingt auf eine kleine „spiegellose“ Kamera wie die Sony NEX oder die Panasonic GX keinen optischen Sucher setzen – der ja einen Umlenkspiegel braucht. Bei diesen kleinen Kameras tauchen in den „besseren“ Modellen jetzt elektronische Sucher auf, mit einer immer besser werdenden Qualität. Ich selbst nutze die NEX-7, und der Sucher darin ist sehr gut, kommt aber immer noch nicht ganz an den optischen Sucher eine DSLR heran. Dafür hat er andere Vorteile: Er simuliert die EInstellungen, das Bild wird also so dargestellt, wie es aufgenommen wird. Eine Blende überbelichtet? Sieht man im Sucher.

Und in der Dämmerung oder nachts spielt der Sucher einen weiteren Vorteil aus: Er hellt das Bild auf. Das geht zwar mit einem deutlich verrauschten Bild einher, dafür erkennt man aber noch sehr viel. Fast ein kleines Nachtsichtgerät.

Mit so einer NEX samt vier Objektiven ist eine kleine, unauffällige Umhängetasche grad so ausgelastet, Kleinkram und Wasserflasche passen auch noch. Und wenn man das eine Zeit lang nutzt, dann stellt sich stille Begeisterung ein: Auch nach mehreren Stunden rumlaufen in der Stadt ist das Gewicht immer noch angenehm zu tragen, man hat alle Brennweiten dabei – schöne Sache. Getreu der Devise: Die besten Bilder macht die Kamera, die man dabei hat, erreicht man einen kleinen optimalen Zustand. Eine Handvoll Kamera mit exzellentem Sensor und guter Bildqualität, genug Luft in der RAW-Datei für die Korrektur von Belichtungsfehlern.

Aktuell einziger Wermutropfen: An der NEX7 spielen die vorhandenen Zooms bis auf das 10-18 in der Bezirksliga. Das Angebot an guten Optiken schränkt die Nutzung im Moment etwas ein.
Der Weg ist aber deutlcih zu sehen: Meine Spiegelreflex bleibt immer öfter im Schrank, die meisten Bilder entstehen mit der NEX.