Eine Bahnreise mit vier Mal Umsteigen – eine Heraus­forderung, der sich nur noch wenige Tapfere stellen. Ich muss beruflich vom Norden der Republik in den äussersten Süden. Das tue ich mit der Bahn. Ich buche die Fahrt online, achte aber nicht so richtig auf Kleinigkeiten – zum Beispiel auf die Um­steigezeiten, die in Köln als erste Station nur neun Minuten beträgt. Klappt eigentlich nur noch selten.

Über die Web-Bahnhofstafeln verfolge ich einige Tage vor Reiseantritt den Zeitplan meines ersten Zuges, 8:44 ab Bremen. Der hat eigentlich immer mindestens zehn Minuten / Verspätung, passt also schon zu Anfang nicht. Der Zug genau eine Stunde vorher ist immer pünktlich, den würde ich gern nehmen, dann habe ich für die drei weiteren Anschlüsse eine zumindestens theoretische Chancen. Mein Ticket ist aber ein Supersparpreis mit Zugbindung, und zum Aufheben der Zugbindung muss der Zug mindestens zehn Minuten Verspätung haben. Allein der Verdacht oder die Vermutung, er würde sie dann später haben, zählt nicht.

Die Zugbindung kann im Reisezentrum oder auch direkt während der Fahrt aufgehoben werden. Diese Beweisführung gedenke ich mit modernster Technik inklusive Zeitreise zu führen. Ich besteige also den zu frühen, aber pünktlichen Zug in Bremen, der um 7:44 in Bremen abfährt. Zur gleichen Zeit soll mein regulärer Zug in Hamburg nach Bremen starten. Nach einigen Minuten Fahrt ist Fahrkartenkontrolle. Ich bin vorbereitet und habe auf dem iPad die Bahnhofstafel in Hamburg aufgerufen, und auf der steht mein regulär gebuchter Zug mit 30 Minuten Verspätung. Das zeige ich dem Zugbegleiter, der erst nachdenklich guckt und dann Mühe hat, eine Zugbindung in der Zukunft aufzuheben. Ob es für diesen Vorgang eine korrekte Zeitangabe gibt, weiß ich auch nicht. Futur drei mit Plusquamperfekt? Der weitere Verlauf der Reise ist unspektakulär, lediglich kurz vor dem Ziel bin ich eher über eine Streckensperrung informiert als der Zugbegleiter.