Uralt...

Uralt…

Nachdem geklärt ist, wie man die aktuellen und Archivdaten gesichert hat, lohnt sich ein Blick in die Kristallkugel.
Erinnert sich noch jemand an die schönen, alten 44MB Syquest – Cartridges? DAT-Bänder? Bernoulli-Cartridges? Disketten irgendjemand?
Wer seine Daten noch auf solchen Datenträgern hat, der hat zwar nach den Buchstaben der Datensicherung alles richtig gemacht, trotzdem aber die Pappnase auf: Er hat die Daten, kommt aber physikalisch nicht mehr daran. Mit etwas Glück kann man vielleicht auf dem regionalen Flohmarkt noch ein passendes Laufwerk auftreiben, aber dann steht man nur vor der nächsten Herausforderung: Wo soll man das anschließen?
Wenn man endlich noch einen Rechner mit SCSI-Schnittstelle aufgetrieben hat, welches Betriebssystem soll der nutzen? Mac OS 8.6? Woher nehmen und nicht stehlen?
Und selbst, wenn wir mal annehmen, alle diese Hürden würden überwunden und man könnte diese Daten wirklich „sehen“ kommt der KO-Schlag: Die sind in einem Format, was es nicht mehr gibt. So ein Programm wie ColorStudio ist vom Markt verschwunden und hat alle in seinem nativen Format gespeicherten Daten obsolet gemacht.

Daraus ergeben sich für eine vernünftige Archiv-Strategie zwei Minimalforderungen:
Erstens: Die Daten physikalisch aktuell halten und
Zweitens: Die Daten in einem Format abspeichern, in dem sie hoffentlich lange Zeit lesbar bleiben und aus dem heraus man sie einfach und verlustfrei in ein in der Zukunft gültiges Format überführen kann. Mehr dazu in Teil 3!

Beschäftigen wir uns kurz mit der physikalischen Lagerung.
Bisher gab es immer als angenehmen Weg, die Daten themenbezogen auf DVDs zu schreiben. Wobei das bestimmte Typen von DVDs waren, sogenannte Archiv – DVDs, mit besonders langer Lebensdauer. (Normale DVDs sind schon gern mal nach nur einem Jahr nicht mehr lesbar!)
Aber auch die Archiv – DVDs stehen auf der roten Liste der aussterbenden Speichermedien. Apple zum Beispiel baut keinerlei DVD-Laufwerke mehr in die Rechner ein, und selbst wenn man sich externe Laufwerke originalverpackt weglegt: Auf eine Archiv – DVD passen 4,7GB. Das sind bei den heutigen Massstäben der Kameras grad einmal 30-50 Fotos im richtigen Format (mehr dazu später).
Kardinalforderung zu Archiven ist immer: Man muss sich regelmäßig um sein Archiv kümmern. Alle Datenträger und Onlinedienste sind immer mit der nötigen Vorsicht zu betrachten: Man nimmt jetzt Amazons Speicherdienst S3 als gegeben, was ist aber, wenn Amazon nicht mehr ist oder keine Lust mehr auf das Geschäftsmodell hat? Dann kann man anfangen, seine Gigabyte Daten über das Internet umzuziehen.
Genau so, wenn man DVDs nutzt: Alle 5-10 Jahre muss man die auf neue Datenträger umkopieren, die Lebensdauer ist nur einige Jahre garantiert.
Wer ein System nutzt wie in Teil 1 beschrieben, also zwei RAID-System mit automatischem Abgleich, der muss über die Jahre nur darauf achten, die System gesund zu halten und, sollte der Hersteller sich verabschieden oder neue Modelle nötig werden, die Daten von einem der Systeme auf ein Neues zu kopieren.
Wer so etwas nicht nutzt, dem sei ein System empfohlen, bei dem man nackte Festplatten in einen Adapter stecken kann, der Strom und Verbindung zum Computer liefert.
Es gibt solche System auch von Herstellern mit schickerem Gehäuse, diversen Adaptern etc.
Mit den nackten Festplatten vermeidet man einen Grundfehler der Herstellersysteme: Irgendwann gibt es dafür keinen Nachschub mehr.
Bei der Nutzung von nackten Festplatten mit Adapter zahlt man immer nur die Festplatten bei größerem Archivbedarf, und man kann sich von den (recht preiswerten) Adaptern noch einen zweiten originalverpackt weglegen.
Der Ablauf hier: Wenn Bilder archiviert werden sollen, ZWEI gleich große Festplatten kaufen. Die zu archivierenden Daten sowohl auf die Platte eins als auch auf die Platte zwei schreiben. Danach kommt ein Aufkleber auf jede Platte, mit klarer Bezeichnung: „Archiv 2013 Januar bis März (1)“, auf die zweite Platte dann „Archiv 2013 Januar bis März (2)“. Und es kommt ein Vermerk drauf: „Prüfen 03/2014“. Festplatten sind mechanische Teile, und die gehen gern auch kaputt, werden träge, laufen nicht mehr an. Die einmal im halben Jahr in so eine Station zu stecken, warten, bis sie hochgelaufen sind und sich am Rechner melden – kein großer Aufwand. Auf der Platte testweise einige Ordner öffnen, Bilder öffnen – Wenn das alles geht: Sehr gut. Ganz vorsichtige lassen ein Festplattentestprogramm darüberlaufen – noch besser.
Durch den kurzen Betrieb werden eventuelle Öle wieder verflüssigt, und wenn eine Platte nicht mehr hochläuft oder Das Testprogramm Fehler meldet: Zweiten Adapter aus der Originalverpackung holen, neue Festplatte einstecken und aus der zweiten Archivplatte dieses Pärchens wieder eine neue „Archiv 2013 Januar bis März (1)“ erzeugen, beschriften und weglegen.

Schöne Beschäftigung für die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr. Oder für einen nicht ausgelasteten Assistenten.
😉

Mit dem richtigen Ablageformat für das Archiv beschäftigt sich der dritte und letzte Teil dieser kleinen Serie.