Apple Veranstaltung am 09.09 – Was zu erwarten war und etwas mehr.
So das letzte Quentchen Überraschung war ja denn doch noch da, bei den vielen durchgesickerten Dingen schon fast wieder eine Überraschung. Gesetzt waren die neuen iPhones, und auch beim neuen Apple TV waren sich die diversen Gerüchteköche einig. Irgendwann auf der Zielgraden kam dann noch ein iPad Pro ins Spiel, es war also noch genug Luft für Überraschungen.
Los ging es nicht mit der obligatorischen Beweihräucherung, wie viele iPhones verkauft wurden, wie hoch die Kundenzufriedenheit sei, nein, es kam die trockene Ankündigung, man habe für so einen Kram keine Zeit, es sei ja zuviel Neues vorzustellen. Und das war dann auch so.
Los ging es mit der Apple Watch, da gibt es neue Armbänder und watchOS 2.0 kommt am 16. September. Und zack, weiter.
Erste Überraschung war dann tatsächlich das iPad Pro. Ein 12“-Brummer, mit genialem Display, wirklichen Lautsprechern und einem optionalen Stift. Dieser Stift arbeitet so weich und genau („auf einen Pixel genau“), es war eine Freude zu beobachten.
Microsoft hat dann Office auf dem iPad Pro gezeigt (naja), und dann kam Adobe mit einigen neuen Apps, die mit diesem Stift eine Freude anzusehen waren.
Im Nachgang kamen dann natürlich alle Kritiker aus den Löchern, die das geflügelte Jobs-Zitat anbrachten: „Wenn Du einen Stift siehst, dann haben sie es verbockt!“
Stimmt, hat er mal gesagt. Aber auch hier lohnt es sich, noch mal das Originalzitat auszugraben und den Kontext zu verstehen. Damals war die Displaytechnologie eine andere, und das Zitat steht nach wie vor als richtig da: Wenn man ein solches Gerät nicht ohne Stift bedienen kann, dann ist das schlecht. Hier ist der Stift ein zusätzliches, ziemlich geniales Instrument.

Dann kam die nächste Neuheit: Apple TV.

Einer der Sätze von Tim Cook in der Einleitung war: Die Zukunft des Fernsehens sind Apps. Und ich glaube,  da hat er Recht. Die lineare Natur von Fernsehen ist schon lange tot.
Dieses merkwürdige Konstrukt HbbTV (Hybrid Broadcast Broadband TV), welches eingeführt und großflächig von Konsumenten ignoriert wurde, ist ein weiterer, zu kurz gesprungener Ansatz der Interaktivität.
Wer die Keynote gesehen hat – und wer es noch nicht getan hat, sollte das nachholen – der konnte bei der Demo von „MLB At Bat“ sehen, was da auf uns zukommt. Springen zwischen Kanälen, Bild in Bild, Informationen zu den Spielen,…
Ich behaupte mal, dass mit dem neuen AppleTV auf leisen Sohlen die nächste Revolution kommt. So oder so ähnlich wird Fernsehen sein. In den nächsten Jahre schaltet man nicht mehr den Fernseher an und das Erste ein, man startet die „DasErste“-App auf auf dem AppleTV.
Interessant auch, dass der Sprachassistent Siri jetzt Kontexte versteht. In einem Teil der Vorführung ließ sich die Vorführende alle Bond-Filme zeigen, und sagte dann: „nur die mit SeanConnery“.
Klasse auch: „Was hat sie(er) gesagt?“. Dann spult Siri 15 Sekunden zurück und blendet kurzfristig Untertitel ein.

Was natürlich auch nicht fehlen durfte: Spiele. Das, was da zu sehen war, dürfte für leichte Unruhe und erhöhte Nachtschweiß-Produktion bei den Konsolenherstellern sorgen. Auf der Apple TV läuft eine leicht abgewandelte Version von iOS (tvOS), und die Portierung bestehender iOS – Programme soll sehr einfach sein.

Das ist er also, Apples neuester und preiswertester Computer. Bluetooth, Tastatur und Maus anschließbar…
iPhone 6s: Hier hat die Gerüchteküche zu fast 100% geliefert. Neue Kamera, neuer Prozessor, ForceTouch (mehr dazu gleich), neue Farbe und mehr. Nicht bekannt war eigentlich nur „LiveFoto“, eine neue Funktion der Kamera: Vor und nach der Aufnahme werden 1,5 Sekunden Film aufgenommen und zum Beispiel beim Durchsehen der Bilder angezeigt.
Erwartungsgemäß formieren sich die ersten Zweifler: „nichts Revolutionäres“, „da hätte ich doch mehr erwartet“, und was der unreflektierten Plattitüden mehr sind. Erstaunlich.
Blicken wir doch zurück in 2007, das erste iPhone wird vorgestellt. Bis dahin war punktuelle Bedienung (Knöpfchen drücken) die einzige Bedienmöglichkeit, jetzt kommt eine Dimension dazu: wischen, schieben, drehen, spreizen. Nach 2007 sahen alle neuen Telefone so aus, großartige Ergänzungen gabs nicht. Es sei denn, man definiert ein um den Rand gehendes Display als Innovation.
Apple hat jetzt nicht weniger als die dritte Dimension zu diesem Bedienkonzept hinzugefügt.
Nennt sich – wegen der dritten Dimension – 3D Touch. Ein leichter Druck („Peek“) auf einen Link in einer Mail z.B. zeigt den Inhalt der Webseite an, ohne die Mail zu verlassen, hebt man den Finger wieder an, ist man wieder in der Mail. Drückt man aber etwas stärker („Poke“), dann springt man auf die Webseite. Das Ganze wird begleitet von einem haptischen Feedback über die „Taptic Engine„, unterschiedlich für leichten und stärkeren Druck. Und Apps, die das (noch) nicht unterstützen, geben auch eine haptische Warn-Rückmeldung.
Apple wäre nicht Apple, wenn das nicht zu Ende gedacht ist. Scheint was dran zu sein, dass die tiefe Integration von Hard- und Software Vorteile hat.
Nutzung und Wert sind sicherlich für jeden Benutzer individuell, aber viele von den angebotenen Verbesserungen bleiben kleben: Nach Monaten der regelmäßigen Nutzung der Apple Watch bleiben für mich zwei Zusatznutzen, die ich wirklich viel gebrauche: Die Möglichkeiten, Benachrichtigungen auf der Uhr empfangen und Siri: „Timer auf drei Minuten stellen“, Erinnere mich an Wein einkaufen“. Stark im Kommen ist Navigation, und da merke ich wieder, wie genau Apple sich Sachen überlegt: läßt man sich vom iPhone navigieren, dann spiegelt das auf die Uhr, und die klopft einem sanft auf das Handgelenk, wenn es links gehen soll, und etwas anders, wenn es rechts gehen soll.
Wie genau die Klopfzeichen für links und rechts sind – ganz ehrlich, ich weiß es nicht, erkenne links und rechts aber sofort. Es sind einfach diese konsequent zu Ende gedachten Kleinigkeiten, die die Qualität ausmachen, und 3D-Touch wird ein wesentliches Feature werden. Und in einem Jahr werden wir uns fragen: Wie ging das nochmal ohne?