So langsam fängt es an, wirklich zu nerven. Rufe ich eine Nachrichten-Webseite auf und fange an zu lesen, dann habe ich Mühe, dem Text zu folgen: der Text springt stückweise nach unten, je nachdem, wann denn endlich die penetrante Werbung geladen ist. Will ich das Ganze werbefrei sehen, kann ich überall gern ein Abo abschließen, für nur X.XX€ im Monat. Das auf einer Webseite, auf der ich einen Artikel im halben Jahr lese – nicht so richtig einzusehen. So lange es keine Möglichkeit gibt, pro Monat einen Obolus zu entrichten und dann auf allen Webseiten werbefrei zu lesen, so lange wird es Werbeblocker geben. Die jetzt verfügbaren sind immer pro Rechner/Tablett, müssen konfiguriert werden und manche Webseiten sperren einen dann komplett aus.
Wir haben jetzt mal das Experiment eines zentralen Werbeblockers ausprobiert. In der Mac & i 2/2021 ist ein Artikel, der beschreibt, wie man einen Raspberry Pi als zentrale Instanz im Heimnetz einrichtet. Der Kauf des Heftes und des Raspis dafür lohnt sich, die Einrichtung ist gut beschrieben und läßt sich in weniger als einer Stunde nachbauen. Man hat dann einen kleinen Kasten mit dem Raspi, der installierten Software pi-hole und einer Anleitung, wie man ihn ins Netzwerk einbindet.
Alle oder Ausgewählte
Bei der Einrichtung gibt es zwei Vorgehensweisen. Zu Beginn empfiehlt sich die vorsichtige Variante: in den Netzwerkeinstellungen eines Rechners die DNS-Einstellung auf die IP des Raspberrys verbiegen und dann beobachten. Die „Alles oder Nichts“ – Einstellung ist es dann, den DNS-Eintrag des Routers auf den Raspi umzubiegen.
Auswirkungen
Erstaunlich. Erstaunlich gut. Morgens sind es ca. 6% geblockter Anfragen in den letzten Stunden, am Abend dann bis zu 30%. Liegt daran, dass ja alle Anfragen aus dem Heimnetz über den Raspi laufen, und da sind halt viele Geräte drin, die nachts Updates suchen, Aktualisierungen laden und solche Dinge mehr. Über den Tag sind es eben Rechner und Tabletts, die Webseiten besuchen. Interessanter Nebeneffekt: wenn man sich mal in einer ruhigen Minute den Netzwerkverkehr ansieht, der z.B. so zwischen 3 und 4 Uhr gelaufen ist – spannend. Der intelligente Fernseher sucht eine Verbindung zu views.hersteller.com? Kann man mal auf die Blacklist tun und dann beobachten, ob einem was fehlt.
Fallstricke und deren Vermeidung
In jetzt über einer Woche Test gab es genau eine Webseite, die den Zugang wegen aktiviertem Adblocker verwehrt hat: bild.de. Alles andere funktioniert wunderbar. Wenn man so etwas hat, gibt es auch hier einen Trick: man legt sich eine zweite Netzwerkumgebung an, in dem man die aktuelle dupliziert. In der neuen Umgebung („mit Werbung“) läßt man alle Einstellungen, bis auf den DNS-Server. Da trägt man über das „+“ dann 1.1.1.1 ein. Das sind die schnellen DNS-Server von Cloudflare. Dieser DNS ist übrigens auf dem Raspi auch eingetragen, der wird genutzt, wenn es erlaubte URLs aufzulösen gilt.