Endlich: ein Mac mini für unter 5000€

Ok, das mag jetzt etwas merkwürdig klingen. Vor allem für Menschen, die den alten Mac mini kennen: Das war ein nicht unbedingt durch Leistung auffallendes, schnuckeliges Kästchen, mit dem viele Leute viele Dinge gemacht haben. Vom Homeserver über den Office-Platz bis zur Photoshop-Maschine war alles möglich. Der Mini war klein, schick, leise und preiswert.  Nach mehreren Jahren hat Apple den Mac mini einmal komplett umgekrempelt. Die Gehäuseform ist gleich geblieben, ansonsten ist alles anders: statt silber jetzt grau, statt mittelmäßiger Leistung jetzt Workstation. Und wie! In der gesamten aktuellen Apple-Palette gibt es nur wenige Geräte, die schneller sind: der iMac Pro und das aktuelle 15“ Macbook mit 6-Kern-Prozessor. Die ersten Tests berichten Wunderdinge, auch was z.B. die Geschwindigkeit der internen SSD angeht. Dabei ist der mini weiterhin flüsterleise. Anschlüsse hat er auch genug: Thunderbolt 3, USB 3 und – tada – auch noch USB 2.0-Anschlüsse. Alle neuen Macs haben eingebaut den Apple-eigenen T2-Chip, der neben der Sicherheit auch noch die Steuerung der SSD übernimmt. Und diese Kombination ist es, die die SSD so irre schnell werden läßt. Rüstet man einen mini voll auf, Prozessor, SSD und Speicher, dann landet man bei knapp unter 5000€. Ein kleiner Lichtblick: der Hauptspeicher läßt sich auch nachträglich durch unsere Werkstatt aufrüsten, die SSD ist verlötet und per T2-Chip fest mit dem Rechner verheiratet. Wir erwarten unsere Testgeräte nächste Woche, wer Fragen dazu hat (oder einen kaufen möchte): Gern zu uns

Die neuen iPhones – kaufen oder nicht?

Die neuen iPhones – kaufen oder nicht?

Seit dem 12.09. steht sie wieder im Raum, die große Frage: Upgraden oder nicht? Liest man sich die technischen Daten durch, dann ist der Vergleich zwischen dem iPhone X und dem iPhone Xs eher ernüchternd.
Etwas schneller hier, etwas besser dort, etwas mehr Uuupmh da. Im Normalfall würde ich jetzt sagen: Ich hab ein X, ich überspringe dieses Modell. Wenn da nicht die Sachen im Kleingedruckten wären, und die verstecken sich in einer kleinen Zahl während der Präsentation: „Der Kamerasensor sammelt bist zu 50% mehr Licht“. Als Photographie-besessener iPhone-Besitzer fragt man sich doch: Nanu? Wie machen die das? Apple kann zwar viel, aber die physikalischen Gesetze ändern kann es nicht: Mehr Licht kann ein Chip nur dann sammeln, wenn die einzelnen Pixel größer sind/mehr Fläche haben. Mehr Fläche für das einzelne Pixel bedeutet aber auch 12 Millionen mal mehr Platz für 12 Millonen Pixel – heißt: Der Sensor müsste größer geworden sein. Und ein größerer Sensor bringt das ganze Linsensystem durcheinander, die Brennweiten ändern sich.

Recherchiert man etwas im Internet, stößt man auf einzelne Hinweise. Es ist tatsächlich wahr: Der Sensor im neuen Xs ist 32% größer als der in der vorherigen Generation. Also müssen sich dann die Brennweiten ändern, und das tun sie auch: Die neue Weitwinkellinse ist tatsächlich etwas weitwinkliger, vergleicht man Bilder der beiden iPhones, dann ist beim Xs „mehr drauf“ als beim alten iPhone X.

Jetzt wird es spannend: Auf der Keynote hat sich Phil Schiller kräftig an der Kamera abgearbeitet, und es fiel der Begriff: „Computational photography“, also computerunterstützte Photographie. Das soll so schicke Dinge wie Smart HDR unterstützen, also die Möglichkeit, den Kontrastumfang der Szenerie besser einzufangen, sprich einen höheren Dynamikumfang aufzunehmen. Traditionell macht man das durch mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen direkt nacheinander, die dann in der Postproduktion miteinander verrechnet werden. Das iPhone macht das schon immer und klebt dann ein „HDR“ – Label an die Photos.
Das neue iPhone macht das auch, aber quasi still und leise. Das Label gibt es erst, wenn die HDR-Berechnung deutlich ist, jedes Photo wird kontrastmäßig verbessert. Diese verbesserte „Smart-HDR“-Funktion hat durch den größeren Chip mehr Spielmaterial, die Ergebnisse sind erstaunlich: Auf der wie immer gut recherchierenden Seite Daring Fireball sind Beispielphotos zu sehen, die einen wirklich eklatanten Unterschied zeigen.

Upgraden oder nicht? Photographisch Interessierte: Unbedingt!

HighSpeed zum Mitnehmen

HighSpeed zum Mitnehmen

Wenn wir ehrlich sind: beim Konfigurieren der aktuellen MacBook pro zucken wir bei manchen Optionen doch zusammen: statt 1 TB SSD lieber 4 TB nehmen? Und dafür locker 3360€ mehr zahlen?
Man redet sich dann doch gern damit heraus, dass man bei Bedarf auf deutlich preiswertere externe Lösungen zugreifen kann. Wenn es aber dann soweit ist und man die erste externe SSD per USB angeschlossen hat, dann stellt man traurig fest: ist schon deutlich langsamer als die interne SSD. Netterweise hat die Firma Samsung eine externe SSD vorgestellt, die per Thunderbolt 3 angebunden wird. Dabei soll sie Transfergeschwindigkeiten von bis zu 2400MB pro Sekunde erreichen. Das liegt nahezu auf dem Niveau der internen SSD und, siehe da: auch der Preis pro TB liegt dann ziemlich in der Nähe der Apple-Preise, 1TB mehr statt 960€ bei Apple für um die 700€.
Wir haben in den sauren Apfel gebissen und uns so ein Exemplar zum Test gebeten. Was sollen wir sagen: Werbung und Wirklichkeit liegen hier dicht beieinander. Die beiden Bildschirmfotos zeigen den Blackmagic Disk Speed Test, oben für die interne SSD des 15“ MacBook Pro, und darunter den für die Samsung SSD. Wer also schnellen, großen Speicher braucht, kann den jetzt ohne Nachteile beliebig nachrüsten.

Blackmagic für die interne SSD


Blackmagic für die Samsung SSD

Und noch einmal zum Vergleich ein Speedtest mit einer Samsung T5 1TB am USB 3.1-Anschluss…

Blackmagic für eine Samsung T5 SSD (USB 3.1)

Clash der Kulturtechniken

Angeregt durch den Beitrag von Franziska Nyffenegger im Techniktagebuch, in der es um die Haptik des Handgeschriebenen geht, merke ich, dass ich so ein Problem auch gehabt habe – und gelöst. Mein Beruf bringt es mit sich, dass ich viel schreiben muss. Da ich nie professionell 10-Finger-Schreiben gelernt habe, nutze ich das übliche „2-Finger-Suchspiel“. Das ist in den letzten Jahren zu einem recht stabilen System gereift.

In letzter Zeit versuche ich aber dem Lauf der Gedanken folgend schneller zu schreiben. Eine lange Testreihe mit verschiedenen Tastaturen bringt die Erkenntnis, dass Tastaturen mit sehr geringem Hub wie beim neuen MacBook oder mit gar keinem Hub wie auf einem iPad am besten funktionieren. Trotzdem überholt das Denken immer wieder die Tastatur, und der herauskommende Text hat viele Fehler. Instinktiv neigt man dazu, diese Fehler sofort zu korrigieren, und zack – ist der schöne, ausgefeilte Gedanke im Nirvana verschwunden.

Dieses Problem nagt in mir und sucht nach einer Lösung. Entweder antrainieren, erst mal runterzuschreiben oder 10 Finger zu lernen. Ein erster Versuch mit dem Erlernen des 10-Finger-Systems scheitert, ich bin zu ungeduldig. Bei einer Besprechung bemerke ich, dass einer meiner Mitarbeiter Notizen auf einem Klemmbrett mit einer kleinen Leuchtdiode macht. Neugierig geworden lasse ich mir das System zeigen.

Es handelt sich dabei um ein Produkt der Firma Wacom. Auf eine Art elektronisches Klemmbrett kann man beliebige Blöcke mit bis zu 50 Seiten klemmen. Auf dem Block schreibt man mit einem speziellen, recht angenehmen Stift. Das Geschriebene wird als Abbild (genauer als Liniennetz) im Gerät gespeichert. Ist eine Seite vollgeschrieben, reißt man die ab und drückt einen Knopf unter der blau leuchtenden Leuchtdiode. Dann wechselt die Lichtfarbe auf grün, das Brett ist bereit für die nächste Seite. Schreibt man los, wechselt die Lichtfarbe wieder auf blau. Mit dem Druck auf den Knopf wird ein Synchronisationsvorgang auf dem gekoppelten klugen Telefon angestoßen, und wenige Sekunden später steht die geschriebene Seite als Faksimile zur Verfügung. Auf dem Telefon kann man diverse Aktionen damit durchführen, z.B. ein Export als PDF oder als Bild. Ebenfalls kann man Seiten wieder auseinanderbauen, die man versehentlich übereinander geschrieben hat, weil der Knopf beim Seitenwechsel nicht gedrückt wurde. Das Beste daran aber: Man kann den Text als erkannten ASCII-Text exportieren!

Das System führt eine automatische Texterkennung durch (auf dem Server, man braucht einen Cloud-Account bei Wacom dazu), die bei meiner Handschrift erstaunlich genau ist. Auf der zum System gehörigen Webseite kann ich meine Seiten verwalten, mit TAGs versehen und mehr. Das Ganze ist im Volltext durchsuchbar.

Kleiner Nachteil: Das System lernt nicht dazu, es gibt ja keine Rückkopplung von den gemachten Korrekturen. Und da das System nach Wörterbüchern vorgeht, werden seltene Begriff oder Fantasiebezeichnungen nicht erlernt und als Kauderwelsch dargestellt. Man hat aber ja zur Kontrolle, was dieses absurde Wort mitten im Text zu bedeuten hat, noch immer die Faksimile-Seite zur Verfügung. Man muss im Laufe der Nutzung öfter mal die Schere im Kopf überwinden, die einen dazu anleitet, lieber nicht ein eventuell seltenes, nicht bekanntes aber originelleres Wort zu nutzen und statt dessen lieber eine bekanntere Ersetzung zu nehmen. Ansonsten erreiche ich mit dieser Technik deutlich höhere Schreibgeschwindigkeiten, und der Zwang, Tippfehler zu beseitigen ist komplett verschwunden. Ich schreibe gern und ziemlich schnell mit der Hand, von daher habe ich jetzt die nächste Geschwindigkeitsstufe beim Schreiben erreicht. Wenn die mir nicht mehr ausreicht, dann muss es halt ein 10-Finger-Schreibkurs sein …

Zuerst erschienen hier im Techniktagebuch.

Gedrosselte iPhones, schlappe Batterien und Qualitätsjournalismus.

In den letzten Tagen kocht grad wieder ein „Apple-Gate“ hoch, diesmal ist es die Leistungsreduzierung bei iPhones mit schlapper Batterie. Da ist jemandem aufgefallen, dass bestimmte Messungen in iPhones mit älteren Batterien langsamer sind als in iPhones mit frischen Akkus. Daraufhin angesprochen veröffentlicht Apple eine Pressemitteilung und ein „White Paper“, in dem das Phänomen und der Gedanke dahinter erläutert werden. Ab dann ist mal wieder schön zu beobachten, wie Recherche, Information und logisches Denken bei den meisten beteiligten Journalisten den Bach runter gehen. Die meisten scheinen mittlerweile wirklich voneinander abzuschreiben, die wenigsten denken nach oder – um Himmels Willen – versuchen sich, eine eigene Meinung aus den vorliegenden Fakten zu bilden. Die Fakten hat Apple in seinem White Paper detailliert aufgelistet, das Ganze ist aber nicht wirklich Raketenwissenschaft: Ein wenig Kenntnis des Ohmschen Gesetzes reicht da aus.

Versuchen wir das mal zu erklären. Ein neuer Akku hat eine bestimmte Kapazität und einen bestimmten Innenwiderstand. Der Innenwiderstand bestimmt, wieviel Strom maximal aus einem Akku gezogen werden kann, bei gleichbleibender Spannung. Ein möglichst geringer Innenwiderstand ist ideal, dieser Widerstand steigt aber mit zunehmendem Alter. Dadurch sinkt der aus dem Akku zu entnehmende Strom (bei gleichbleibender Spannung). Entnimmt man mehr Strom, sinkt die Spannung. Bei Unterschreiten einer bestimmten Spannung reicht diese nicht mehr zum Betrieb des iPhones aus, es schaltet sich ab – obwohl der Akku noch gefüllt ist. Das war das Problem, das Apple mit älteren iPhones hatte. Um dem entgegen zu wirken, hat Apple in einer der letzten Systemversionen eine Hilfe eingebaut: Stellt das System fest, dass bei einer bestimmten Stromentnahme die Spannung gefährlich sinkt, dann wird die Stromentnahme gedrosselt. Das passiert am effektivsten durch Drosselung des leistungshungrigsten Bauteiles – des Prozessors. Der Prozessor rechnet also bei komplexen Aufgaben langsamer – Vorteil: Das Gerät läuft weiter und schaltet sich nicht mehr ab.

Vorwerfen kann man Apple lediglich, diese Änderung nicht offensiv kommuniziert zu haben oder, noch besser, dem User die Wahl zwischen den beiden Optionen zu lassen.

Gegen beide Möglichkeiten – abschalten oder drosseln – gibt es in den USA natürlich sofort eine Sammelklage. Ich frage mich, wann es dort eine Klage gegen das zugrundeliegende physikalische Gesetz gibt – bei deren Präsidenten kann es nicht mehr so lange dauern.